Unsere Passagiere sollen so leichtsinnig wie möglich sein! „Oha“ sagt Ihr jetzt wahrscheinlich – es genügt also nicht, dass ich leicht „sein“, also unter 95 kg wiegen soll, jetzt soll ich also auch noch meine Vernunft, meine Besinnung zu Hause lassen?
Antwort Himmelsritt: Nein, ganz genau das Gegenteil!
Wenn wir uns das Wort „Leichtsinn“ einmal genau anschauen, sehen wir das Adjektiv „leicht“ und das Subjektiv „Sinn“. Im Duden nachgeschlagen, finden sich die folgenden Definitionen: „Leichtsinn ist ein Mangel an Überlegtheit und Vorsicht“ und „Leichtsinn ist die Fahrlässigkeit in seinem Verhalten vorhandenen Gefahren gegenüber“.
Aha.
Wenn ich mir das Wort dagegen anschaue, sehe ich folgendes:
„Leicht“ hat doch die Bedeutung „frei“, „unbeschwert“, „schwere-los“ (also keine Schwere) und „einfach“ – alles durchweg positive Eigenschaften, die ich mir in vielen Dingen sogar wünsche!
„Sinn“ kann für zweierlei Dinge stehen: a) Die Bedeutung, das Ziel oder den Zweck von etwas und b) unsere Wahrnehmung (5 Sinne), also eine Empfindung, Aufnahme oder Beobachtung.
Heraus kommt eine „unbeschwerte Wahrnehmung“, ein „einfacher Zweck“ oder eine „freie Empfindung“. Hm – das klingt doch gar nicht schlecht, oder? Schon gar nicht nach „fahrlässigem Verhalten“ oder „Mangel an Vorsicht“.
Wenn etwas einen „Sinn“ hat, wir es als „sinnvoll“ empfinden, ist das doch eine gute Sache. Wenn dieser „Sinn“ dann sogar noch „einfach“ ist – was wollen wir mehr?
Im Fall des „Leichtsinns“ ist also aus einem ausschließlich positiv bewerteten Adjektiv zusammen mit einem neutralen Subjektiv eine negative Wortbedeutung und vor allem Wortverwendung entstanden – wie schade!
Was in unserem alltäglichen Sprachgebrauch als „leichtsinnig“ bezeichnet wird, meint im Grunde fast ausschließlich „fahrlässig“. So sagt die „leichtsinnige“ Fahrweise eines Autofahrers aus, dass er fahrlässig, also ohne auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten, Auto fährt und sich und andere somit gefährdet. Dies ist eine negative Wortauslegung, welche sich auch in fast allen Synonymen von „Leichtsinn“, also Worten mit derselben Bedeutung, wiederfindet: „Unachtsamkeit“, Unvorsichtigkeit“ und „Achtlosigkeit“ – ohne Frage sind dies wirklich negative Eigenschaften.
Überlassen wir es doch diesen viel treffenderen und vor allem eben auch wirklich negativen Worten, negative Eigenschaften zu beschreiben und nutzen diejenigen Wörter wie „Leichtsinn“, die ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt wurden, lieber in ihrem eigentlichen „Sinn“ 🙂
„Frohsinn“, „Heiterkeit“ und „Ausgelassenheit“ – klingt doch schonmal nach einem ganz anderen „Leichtsinn“, als ihr zu Beginn befürchtet habt, oder? Nach einigem Suchen tauchen diese Begriffe auf, die den Kern der Wortbedeutung schon viel deutlicher treffen als ihre negativen Kollegen. Und Verwendung fand diese natürliche Wortbedeutung tatsächlich auch schon, wie von diesen beiden hier:
„Der Leichtsinn ist ein Schwimmgürtel für den Strom des Lebens“ (Carl Ludwig Börne, 1786-1837, deutscher Journalist) oder „Leichtsinn ist die fröhliche Art, Erfahrungen zu machen“ (Art van Rheyn, 1939-2005, niederrheinischer Dichter).
Moment, auf die fröhliche Art Erfahrungen machen? Das ist doch genau das, was wir wollen!
Das Gleitschirmfliegen ist eine unglaublich einfache, pure – also leichte Art des Fliegens von der wir möchten, dass Ihr sie genau so erleben könnt. Den „Sinn“, also das Ziel unserer Tandemflüge sehen wir genau hier: im Spüren, Wahrnehmen und Erfassen einer einzigartigen Situation.
Also: Seid leichtsinnig beim Fliegen! Nicht achtlos oder unbedacht – nein, sondern frei in Eurer Wahrnehmung, ausgelassen und heiter – seid „leicht im Sinn“! Saugt so bewusst wie möglich alle Eindrücke in Euch auf, nehmt alles Neue und Unbekannte aus dieser ungewohnten Perspektive einfach und unbeschwert auf – gerade dann wird ein Flug zu Deinem einzigartigen, nachhaltigen Erlebnis! Und das wünschen wir uns für jeden von Euch.
Hier wird klar, dass die Benutzung unserer Sprache einen maßgeblichen Einfluss auf die Aussagen hat, die wir mit ihrer Hilfe treffen. Was sagen wir da eigentlich gerade wirklich? Neben „Leichtsinn“ gibt es noch viele weitere Begriffe, denen im Lauf der Zeit eine Doppeldeutigkeit oder gar eine ganz andere Bedeutung als im Wort selbst begründet liegt, angedichtet wurde und die im alltäglichen Sprachgebraucht im Grunde „falsch“ oder unpassend verwendet werden – und das vollkommen „leichtsinnig“ 🙂
Ach ja: überraschenderweise ist als weiteres Synonym auf der „negativ“-Seite des Leichtsinns, sehr häufig „Sorglosigkeit“ zu finden. Nehmt das Wort doch einmal kurz in seine 2 Teile auseinander – wäre das wirklich so schlecht? 🙂